Koordination und/im Laufsport
Die Laufbewegung ist für die allermeisten Menschen eine natürliche und komplett selbständig geschehende Bewegungsabfolge. So selbstverständlich, dass jede*r – einmal abgesehen von Verletzungen oder Beeinträchtigungen – laufen kann. Dass sie scheinbar so einfach ist, liegt unter anderem daran, dass das Gehen und in Konsequenz das Laufen ein Leben lang benötigt und somit geübt werden: Wenn kleine Kinder sich beim erfolgreichen Bestreiten der ersten eigenen Schritte über das Lob der Eltern freuen und motiviert fühlen weiterzumachen, ist der Grundstein für diese elementaren Bewegungen gelegt. Das unermüdliche Üben der Gehbewegung beim Aufwachsen lässt die ersten vorsichtigen Schritte schnell so sicher werden, dass der erste Laufschritt nicht lang auf sich warten lässt. Und aus dem intuitiven und notwendigen Erwerb des Gehens und Laufens wird für viele Menschen im Lebensverlauf ein motivierender Sport aus dieser zyklisch-repetitiven Bewegungsabfolge.
Lauftechnik & Koordination
Wie alle Bewegungen und Bewegungsabfolgen kann auch die Laufbewegung technisch bzw. koordinativ, d.h. in ihrer zeitlichen, räumlichen und kraftmäßigen Abfolge analysiert und verstanden werden. Wird die Lauftechnik betrachtet, so ist das entscheidende Kriterium, welches die Laufbewegung besitzt und die Gehbewegung nicht besitzt, die Flugphase. Das auch nur minimale Abheben beider Füße vom Boden gleichzeitig, führt bspw. die Geher*innen beim olympischen Gehen umgehend zur Disqualifikation, denn dann sind sie gelaufen und nicht gegangen. Andersherum gesprochen, das Abgrenzungskriterium der Gehbewegung von der Laufbewegung, ist die sogenannte doppelt unterstütze Phase oder auch die Doppelbelastungsphase. Das sind die Momente, wo beide Füße den Boden gleichzeitig berühren – ganz am Anfang und ganz am Ende der Stütz- bzw. Schwungphase des jeweiligen Beines.
Vom Ausführen zum Verstehen
Über diese technischen, koordinativen Aspekte machen sich die meisten von uns beim Gehen oder Laufen keine oder kaum Gedanken – wir tun es einfach. Wenn es nun aber darum geht, die Laufbewegung zu betrachten, um sie zu optimieren, ist es sinnvoll, den ablaufenden Zyklus auseinanderzunehmen, um ihn dann fließender zusammenzubringen. Genau vor diesem Hintergrund werden Koordinationsübungen, wie zum Beispiel das Lauf ABC oder die Koordinationsleiterübungen im Video, relevant und einleuchtend: je besser die senso-motorischen „Nervenautobahnen“ vom Gehirn (Steuerungsorgan) zu den zum Laufen notwendigen Körperteilen ausgebaut ist, desto effizienter ist die eigene Bewegungsausführung, desto besser ist also die eigene „Straßenlage“ und desto energiesparender und, falls gewünscht, auch schneller laufen wir. Optimalerweise wird so die Energie in die Laufgeschwindigkeit gesteckt und nicht für einen ineffizienten Laufstil verbraucht. Was benötigen wir, um die Bewegung effizienter zu gestalten? Genau wie früher beim Gehen und Laufen lernen: Übung. Und das Üben besteht stets aus der bewussten, wiederholten, neuronalen Ansteuerung der gesamten Bewegung oder auch Teilen der Bewegungsabfolge.
Und vom Verstehen zum
Optimieren des Ausführens
So leiten sich die Übungen ab, die du in dem Video siehst. Allen voran ist das Lauf ABC eine Sammlung aus Übungen, die speziell für die Laufbewegung ausgelegt sind. Beim Lauf ABC werden sowohl Beine und Füße angesteuert, als auch Beine und Füße im Zusammenspiel mit der Hüfte und der Oberkörperhaltung. Die Übungen aus dem Video sind allerdings erst einmal grundlegende Übungen, bei denen du die Bein- und Fußarbeit übst. Auch die Übungen auf der Koordinationsleiter haben den Zweck der Ansteuerung und der Ansteuerbarkeit. Im Gegensatz zum Lauf ABC ist die flinke Abfolge der Füße in den Kästchen im Vordergrund. Insofern ließe sich festhalten, dass die Koordinationsleiterübungen etwas weniger laufspezifisch wirken als der „Klassiker Lauf ABC“. Da aber alle koordinativen Übungen über Wiederholung, Lust und Laune neuronal wirken, sorgen beide Übungsreihen für eine effizientere Laufbewegung.